Tagungs- und Diskussionsteilnahmen 2008

Meister Eckhart Online-Forum

21.01.2008

Lieber Herr Witte, 

Einer kleinen eigenen Überlegung sollte zugänglich sein, daß die universale Bedeutung von Christus, so daß wir in einem jeden Christus achten können und Gott selbst als Christus in jedem Menschen als Person in gewisser Weise als anwesend gedacht sein kann, nur mit der Einzigkeit hat sich ergeben und zur Geltung bringen können, wie sie sich von den Evangelien herschreibt. Auch für das Trinitätsdenken Eckharts gibt es nur einen Logos, der im Geist eines jeden seine Vernünftigkeit ermöglicht und im Mitvollzug bedingt. Unterschiede bei Mechthild oder Meister Eckhart oder den Konzilsauffassungen durch die Jahrtausende hindurch ergeben sich nur aus den Versuchen, diese identitätsstiftende Teilhabe zu fassen oder auszulegen. Dem ist theologisch und philosophisch nachzudenken. (...) Grüße aus Beuron H Erben

23.01.2008

Lieber Herr Erben, lieber Herr Majevski, ich bin sehr dankbar für Ihre Meinungsäußerungen. Sie lassen doch in einem kleinen Körnchen Wahrheit erkennen, was und wie unterschiedlich unsere Mitglieder denken. Es wäre sehr wünschenswert, wenn ein solcher Austausch,der soeben zögerlich zu beginnen scheint, sich weiter fortsetzt. Ich würde mir wünschen, dass keinerlei direkte oder indirekte Zensur ausgeübt würde,was Meinungen, Gefühle, Kenntnisse und Unkenntnisse betrifft - die üblichen Anstandsregeln sind natürlich selbstverständlich. (...)

Herr Erben spricht ein schwieriges Kapitel der Theorie Eckharts an: Durch die Inkarnation sei die menschliche Natur, die allen gemeinsam ist, sozusagen zu einer allgemeinen Gottessohnschaft erhoben. Eckhart lehrt das;aber ist das wirklich "dogmatisch korrekt", wenn der Ausdruck erlaubt sein mag. Der Kardinal Fournier in seinem Avignoner Gutachten hat demwidersprochen, siehe Eckhart, Acta n. 58; LW V, S. 565, Z.145–155.Herzlichen Gruß Karl Heinz Witte

Meister Eckhart und Nikolaus von Kues

Tagung 11. – 13. April 2008 in Trier

Workshops und Tagungen 2009 - 2012

2009

Das Arbeitsjahr 2009 war geprägt von den Konferenzen und Tagungen, die sich um das Gedenken zum 900. Todestag Anselms am 21. April 2009 weltweit organisierten. Alle Ankündigungen und Einladungen versäumten es dabei nicht zu betonen, daß „Anselm von Canterbury und sein Denken in der systematischen Theologie wieder verstärkt an Interesse gewinnt“ (Prof. Stephan Ernst, Würzburg).

Die zeitlich erste war die Internationale Fachtagung „Sola ratione – Anselm von Canterbury (1033-1109) und die rationale Rekonstruktion des Glaubens“ in Würzburg. Der Beitrag unserer Institutsmitarbeiterin Dr. Hwangbo „Der notwendige Rückbezug im unum argumentum des Proslogion auf die Vielheit der Argumente des Monologion in seiner Bedeutung für die praktische Vernunft“ ist noch 2009 im Echter-Verlag Würzburg erschienen.

Es folgte dann die Teilnahme am Symposion der Hochschule Sant‘Anselmo in Rom - „Knowledge and affectus in Anselm of Canterbury” 900th Anniversary of the death of Saint Anselm of Canterbury – 1109-2009. (http://www.santanselmo.org/archivio/simposio900/22_apr.htm).

Die Einladungen für einen Vortrag auf der Fourth Saint Anselm Conference, April 17-18, 2009, zum St. Anselm College in die USA (New Hampshire) konnten wir leider nicht wahrnehmen.

Die für uns ergiebigste Konferenz in diesem Gedenkjahr war in Krakau, Polen, vom 24.-27.06.2009, organisiert von der philosophischen Fakultät der dortigen päpstlichen Universität in Zusammenarbeit mit Dr. Helmut Kohlenberger. Die beiden von uns dort gehaltenen Vorträge: „Vom Ursprung der Seele. Entwurf der Fundamentaltheologie im Werk Anselms“ (Harald Erben) und „“Zur Bedingung und Einheit in der Methode der Vernunft im Monologion und Proslogion“ (Dr. Hwangbo). Beide sind inzwischen ebenfalls erschienen in: Fides et ratio, Krakow 2010, Hrsg.von S. Bafia und M. Urban).

Daraus ergaben sich zum einen für 2010 zwei Anschlußtreffen in Beuron, die sich in intentensiver Lektüre und Interpretaionsarbeit auf einen späteren, bislang zu wenig beachteten, aber für die Begründung von Ethik und die Themen der Moraltheologie hochbedeutenden Text von Anselm zur Frage von Schuld und Verantwortung (de casu diaboli) bezogen. Durch die Vermittlung von Herrn Kohlenberger konnten wir auch Kontakt zu Frau Leonora Fröhlich gewinnen, deren Mann, ein bedeutender Anselm-Forscher vor allem zu seinem Briefwerk, vor einigen Jahren verstorben war und dessen Forschungsbibliothek aus dem Nachlaß nun eine Heimstatt an unserem Institut erhalten wird. 

Es sei abschließend nicht versäumt auf die in früheren Berichten bereits erwähnte Publikation "Urteilskraft und Gotteserkenntnis" hinzuweisen, durch die einige der Organistoren von Konferenzen im Gedenkjahr 2009 auf unsere Stiftung und ihr Institut aufmerksam geworden sind.


Teilnahme am 

Symposium:  Aufklärung für die Zukunft:

Ein deutsch-chinesischer Dialog über Kant und die deutsche Philosophie der Gegenwart

19.-21. Novermber 2009 Schloss Hohentübingen, Tübingen

Prof. Dr. Dr.es h.c. Otfried Höffe (Philosophisches Seminar, Universität Tübingen)

Prof. Dr. Achim Mittag (AOI, Abteilung für Sinologie und Koreanistik, Universität Tübingen)


2010

Arbeitskonferenz des Collegium Anselmianum (das im Anschluß an die Konferenzen 2009 auf Vorschlag von Herrn Kohlenberger ins Leben gerufen wurde) zu Proslogion und de casu diaboli

 25. - 27.06.2010  

Anselms "De casu diaboli" - Der Fall des Lichtträgers

fuge paululum occupationes tuas – (entfliehe ein wenig dem, was dich in deinen täglichen Geschäften gefangen nimmt)

Wir versuchen etwas für die Forschungsarbeit mit Anselm von Canterbury Grundlegendes auf den Weg bringen. Es sollen, und dies zu versuchen ist doch allein schon der Teilhabe wert, die Grundzüge dessen vorgestellt und zu weiteren Ausarbeitung ausgezeichnet werden, die alles Reden von den Krisen der Kirche, die alle Uneinigkeit in der Theologie des christlichen Glaubens, ja alle Unverbindlichkeit der philosophischen Skepsis hinter sich lassen, sie zwar nicht vergessen machen will, aber zu einer neuen Verantwortung der Einstimmung im Angesicht des Widerstreits zu erheben vermag.

Gegenüber den thomistisch-scholastischen und neoscholastischen Tendenzen ebenso wie gegenüber den voluntaristischen und nominalistischen Grundstellungen in der philosophischen Theologie bietet das Werk Anselms einen Ansatz, der die Einheit von Glaubensgedächtnis und Vernunfteinsicht nicht nur mit dem überlieferten Schrifttum des Neuen Bundes und den Querverbindungen zu griechischen Geistesbildung von Platon her zu bewahren vermag, sondern sich auch in der Moderne und ihrer kritischen Unterscheidung von Vernunft- und Verstandesvermögen (dem praktischen und dem theoretischen Verhalten von Erkenntnis nach Kant) bewährt. Philosophische Theologie mit Anselm ist weder rationalistische noch antirationalistisch, die beide vereint, daß sie je unkritisch bleiben und, aufgerieben im Universalienstreit, es nicht vermochten, der theologischen Sprache im Ursprungsverhältnis zum Göttlichen eine die Kraft der Vermögen nicht einschränkende, sondern sie  gütig erneuernde Kritik als Grundlegung der Verbindlichkeit zu geben.

Mit den Werken Anselms wird aus ihrem Zusammenhang uns diese Möglichkeiten wieder eröffnet und sie gibt sich uns genau dort, wo Werkgestaltungen jene Verflechtung von Begriffen der göttlichen, ewigen Ideen oder Wesenheiten Gottes mit den Vermögen des Geistes im Ursprungsverhältnis der Seele freigeben und als ihre Gestaltungsprinzipien offenbaren.

Anlaß der Arbeitskonferenz, die sich vor allem mit De casu diaboli als Text beschäftigen wird, um den Zusammenhang in den Blick zu bringen mit de veritate und de libetate arbitrii, die zur Trilogie jener Werke gehören, die dem Proslogion und Monologion folgen, ist zum einen die Fortsetzung der Arbeiten in den Konferenzen des Gedenkjahres 2009, zum anderen aber auch die Einrichtung der Forschungsarbeit hier im Gregoriushaus der Anselm von Canterbury Stiftung zu Beuron, die mit der Bibliothek von Walter Fröhlich weitere, auch die geschichtlichen Bedingungen einbindende Perspektiven erhält. Frau Leonara Fröhlich und der Vermittlung von Helmut Kohlenberger ist hier besonders zu danken.

Ausgehend vom Methodenanspruch „sola ratione“ sollen hier nun einige Überlegungen vorangeschickt werden, die jene Werkverflechtungen in Begriffen bei Anselm und die Verbindungen zur Methode der Ideenerkenntnis aus der Einheit bei Platon und den Verfahren reflexiver Einteilung in der Kritik der Vermögen von Vernunft, Verstand und Urteilskraft bei Kant in ersten Schritten umreißen und erkennbarer werden lassen sollen.

Wir freuen uns, Sie am 25. Juni hier auch zur Ausstellungseröffnung begrüßen zu dürfen und kündigen schon an, die Arbeit am 27. - 29. August 2010 fortzusetzten. 

Mit den besten Grüßen

Ihr Leitungsteam des IThB


Arbeitstreffen des Collegium Anselmianum vom 27.-29. August 2010

Gebet um Einsicht

Abendveranstaltung am Freitag, den 26. August 2010

Der das Proslogion und seine Beweisführung umfassende Gebetscharakter im Vergleich mit dem Herrengebet aus der Bergpredigt.

epiousios und die Anrede in stellvertretendem Gebet 1 

Gebet im Geist der Vergebung

Lieber Herr Erben, das war eine sehr schöner  Abend mit Ihnen und die Gruppe in Beuron. Ich kam an mit vielen Bedenken im Bauch und fuhr Heim mit einem zufriedenen, ruhigen Gefühl. Sicher hat Anselms Proslogion etwas damit zu tun! Ich bin sicher, dass die Bücher meines Mannes ein gutes Zuhause bei Ihnen finden. Jetzt muss es langsam mit der Katalogisierung los gehen. Zum Glück sind es nicht so viele Sachen wie in Rom... aber trotzdem für mich eine echte Herausforderung. Ich erwarte die Information von Ihnen wie das gehen soll. Herzliche Grüße und Dank Leonora Fröhlich

28.-29. August 2010

Fortsetzung der Lektüre de casu diaboli

Frau Leonora Fröhlich hat die durch Helmut Kohlenberger vermittelte Zustiftung der Walter Fröhlich Forschungsbibliothek an die Anselm Stiftung zugesagt.


"Meister Eckharts Reden für die Stadt"

Teilnahme an der Tagung der Meister Eckhart Gesellschaft

Augustinerkloster Erfurt 15. - 17. April 2011

unseren herren gelüstet, daz er in dem und mit dem menschen wone

Eckharts Reden (rede der underscheidunge), die er, laut Titel, als Prior des Erfurter Dominikanerklosters zwischen 1294 und 1298 aus der Praxis der abendlichen Tischgespräche mit den Novizen und jungen Brüdern zusammenstellte, sind der älteste datierbare volkssprachliche Text aus der Feder des Meisters. Zugleich sind sie sein erstes Werk, das außerhalb der Universität für ein klösterliches Publikum zur spirituellen Unterweisung verfasst wurde. Die Reden sind Eckharts am weitesten verbreitetes Werk, das mit ausdrücklicher Zuweisung an seine Person in den klösterlichen und stadtbürgerlichen Bibliotheken des Spätmittelalters vollständig oder in Auszügen vorhanden war. Diese intensive Rezeption, die auch die Grenzen des deutschen Sprachgebiets überschritt, hängt sicher auch damit zusammen, dass die Reden nie von der Inquisition beanstandet wurden. Ihre lehrhaft-einfache Präsentation sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Eckharts theologisch-philosophische Lehre in nucleo bereits vollständig enthalten ist. Sämtliche Themen der Reden finden in seinen Predigten und Traktaten lediglich ihre Ausfaltung und Vertiefung.

Arbeitskonferenzen 2011

Das Sonnengleichnis in Platons Politeia

Lektüre des altgriechischen Textes und seine Deutung (Leitung: Steffen Wudy)

Vom Montag, den 3. bis Mittwoch den 5. 1. 2011


Kreuz der Vernunft - Theologische Implikationen philosophischer Verantwortung

Vortrag am Karfreitag 2011 im Gregoriushaus und Lektüre ausgewählter Texte Anselms


Darstellungsformen der Philosophie

Einladung zum Vortrag in Halle / Saale ("Soundchek Philosophie")

Juni 2011


Dichtung – Musik – Philosophie

3. und 4. September 2011

Paul Celans „Anabasis“ und die Solo Motette: „Exultate Jubilate“ von Mozart anschließend zum Bild des Aufstiegs: Lektüre des Linien- und Höhlengleichnisses aus Platons Politeia und der Jenseitsmythos der Gerechtigkeit des „Er“.

29. Oktober bis 3. November 2011 Im Anschluß an unsere mit Mozart durchwirkte Celan und Platon-Lektüre von Anfang September. 


Schöpfung als Darstellung des Ursprungs

Schöpfungsmythen im Vergleich der Erzählungen der Völker

vom 28.12.2011 – 30.12.2011


2012 - 2016

Arbeitstreffen zur Bildung von Achtungsvermögen

Die Bedeutung der teilhabebasierten ästhetischen Erfahrung für die Verbindung von Vernunft und Empfindung - insbesondere für Jugendliche und Heranwachsende

Beteiligung der Stiftung und ihres Instituts an der Konzeption von Jugendbildungsprojekten

Kauf der Villa Hubertus und Mitgründung eines Vereins, der dem Stiftungsanliegen der Bildung von Achtungs- und Verantwortungsvermögen entsprechende Projekte durchführt.

Rückbindung des Bildungsbegriffs an die mystische Theologie in Zusammenarbeit mit Br. Jakobus Kaffanke.


2016

Teilnahme in Konstanz an einer Seuse-Tagung (Deutsche Mystik)

mit Br. Kaffanke, Prof. Markus Enders, Paul Widmer


September 2016 Mitarbeiterkonferenz:

Meister Eckhart und Anselm

Zur Predigt "Quasi stella matutina"

Text 

Auslegung