Tagungen 2018
Von einem unabweisbaren Bedürfnis der Vernunft
Teilnahme an der Tagung in Heiligenkreuz - Phil.-Theolog. Hochschule Benedikt XVI.
vom 5. bis zum 7. Oktober 2018
Unser Beitrag: Wahrung des Unsetzbaren
Thesen zur Metaphysik - für Prof. Dr. Theo Kobusch
Dies quodlibetalis: Wissensformen im Wandel
Teilnahme an der Konferenz der Gesellschaft für Philosophie des Mittelalters und der Renaissance (GPMR)
16. und 17. November 2018 Universität Basel
Zum Vortrag von Günter Frank - Topik als alternative Wissensform. Zur Tradition topischer Dogmatiken
entspannen sich lebhafte Diskussionen und Korrespondenzen u.a. mit Prof. Dr. Günter Frank - Melanchthon Akademie Bretten, Prof. Dr. Rolf Darge, Salzburg u.a.
Zur Topik als Form des Wissens, Loci communes - Vortrag Basel
Loci communes - Orte als Gedächtnisse im System
Sehr geehrter Herr Dr. Frank,
auf Ihren Vortragstitel zur Topologie durch Paul Widmer aufmerksam gemacht, habe ich mich entschlossen, am 16.11. ebenfalls nach Basel zu kommen und an der Veranstaltung teilzunehmen.
Zur Vorbereitung habe ich für Sie einen Text geschrieben, von einem Anschreiben begleitet, um den Zusammenhang zu den topischen Bedingungen systematischer Theologie zumindest andeuten zu können. Gerne teile wir Ihnen zum Stand der Ausarbeitung und der grafisch basierten Darstellungsart näheres mit, die wir seit den Studienjahren bei Wolfhart Pannenberg und Dieter Henrich in München entwickeln konnten.
Wir freuen und auf Ihren Vortrag und die weitere Erkundung eines gemeinsamen Anliegens.
Mit den besten Grüßen Harald Erben
Sehr geehrter Herr Erben,
haben Sie herzlichen Dank für die mir zugesandten Überlegungen der Topik, die Sie in Auseinandersetzung mit Wolfhart Pannenberg und Dieter Henrich entfaltet haben. Mein Zugang ist allerdings – wie ich in meinem Buch „Topik als Methode der Dogmatik“ dargelegt hatte – ein wenig anders. Sie scheinen mir doch eine eher phänomenologische Betrachtung der Topoi zu verfolgen, ich gehe das Thema eher historisch-systematisch an und betrachte es unter der Fragestellung der Wahrheitsfähigkeit von Theologie. Vielleicht kann man aus beiden Zugängen ein fruchtbares Gespräch führen?
Bis Freitag grüßt herzlich
Ihr Günter Frank
20.11.2018
Lieber Prof. Dr. Rolf Darge,
unsere anregenden Dikussionen über Gottesbeweis und Grund der ethischen Verbindlichkeit nach dem Vortrag von Günter Frank zur Topologie am vergangenen Freitag in Basel haben mir die Gelegenheit gegeben, dazu etwas festzuhalten. Ich hoffe, der nicht ganz anspruchslose Brückenschlag von Anselm bis hin auch zum Vorschlag meines kleinen Redebetrags auf der Tagung zur Wechselseitigkeit der Bedingungen in einer nicht hierarchisch verfassten Topologie und das Festhalten einer ursprünglichen Bedeutung von Leitbegriffen wider allen Meinungsstreit, ist nachvollziehbar und kann die künftige Anselm-Lektüre mit Fragen und Hinweisen auf die Werkzusammenhänge begleiten. Vieles von dem, was eigentlich schon ausgearbeite ist, bleibt natürlich nur erst angedeutet. Zugleich ist es ein Versuch, dem was Theo Kobusch in seinem Vortrag in Heiligenkreuz für den univoke Gebrauch von Grundbegriffen im Gottesverhältnis angemahnt hat, eine methodische Perspektive zu geben, wie eine Rechenschaftslegung des einstimmungsfähigen Gebrauchs von theologischen wie ethisch maßgeblichen Begriffen zu wahren ist - in einer die Tradition der topischen Strukturbildung aufnehmenden Methode einer "metaphysischen Erörterung", die ja von der Gegebenheit je eines Begriffs ausgeht. Das betrifft auch den "moralischen Standpunkt", den Kobusch gegen Ende der Abhandlung als notwendig einzunehmen anzeigt, die ich Ihnen versprach, als Kopie zur Verfügung zu stellen. Beides, meine geschilderten Überlegungen zur in ihren Orten auf Ideenbegriffen beruhenden Topik und den Kobusch-Aufsatz in der leicht verkürzten Version, wie er in Information Philosophie abgedruckt war, hänge ich an. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir zu diesen Themen eine weitere Vertiefung anbahnen könnten. Von der Sache her ist es sicher notwendig.
Mit herzlichen Grüßen, auch von Paul Widmer Harald Erben Anselm von Canterbury Stiftung
Sehr geehrter Herr Erben, vielen Dank für das schöne Gespräch, Ihre anregenden Überlegungen zur Rolle der Empfindung in der Gotteserkenntnis - und für den Essay von Theo Kobusch! Ich brauche jetzt nur noch Zeit und Gelegenheit um die Texte zu lesen... Schönes Wochenende! Mit einem herzlichen Gruß und Dank Rolf Darge
Für Frau Prof. Mandrela und Herrn Prof. Hoenen führten wir aus:
- Der topische Zusammenhang wird, so unser Vorschlag, sich in einer Wechselseitigkeit von gleichursprünglich zu beachtenden Bedeutungen von Grund- und Leitbegriffen (Prinzipien als ursprüngliche Bestimmungsgründe) darstellen lassen können, in der die Unterscheidung zum Gegenstandsverhalten – als kritische Grundlegung von Dogmatik, sie sich vom Dogmatismus (im kantischen Sinne der Kritik) unterscheiden lassend – zu ihrem systematischen Aufbau gehört. Die Bedeutung von Kants Kritik der reinen Vernunft für die Theologie begründete sich genau darin, dass sie das Vorurteil auflöste, die Theologie als spekulative Wissenschaft hätte gegenüber der praktischen „den Vorrang, weil die Theologie vor allem die Erkenntnis der göttlichen Wahrheit erstrebt und weil auch das Endziel des sittlichen Handelns in der vollkommenen Gotteserkenntnis besteht S.th. I 1,4.“ (Ott, § 2)
- Kant nimmt zwar topische Strukturen in den Tafeln von Urteilsfunktionen und Kategorien an, aber der grundlegende Zusammenhang der Erkenntnis- und Handlungsvermögen und ihrer Bedingungen wird nicht durch diese als abgeleitet zu rekonstruierende Gliederung der Funktionsbegriffe gestiftet. Die Rede in der Methodenlehre, jedem seine „Stelle im System“ zuweisen zu können, bleibt ein Programm der Systemarchitektur, für deren Entwurf Kant selbst wie Fichte u.a. seiner Nachfolger sich nicht aus dem Verlangen nach dem einen einheitsstiftenden Prinzip lösen konnten.
- Dieter Henrich hat in einem frühen Beitrag zur Rezension von Heideggers Kant-Buch auf die Unmöglichkeit hingewiesen, den Zusammenhang der Erkenntnis- und Seelenvermögen aus einer einzigen Grundkraft zu begründen (wie dies Heidegger im Anschluß an Schelling durch die transzendentale Einbildungskraft versuchte). In späteren Vorlesungen hat Henrich dann immer wieder von einer „polygonalen Begründungsstruktur“ gesprochen, aber sie selbst nie ausgearbeitet. Nimmt man hingegen das Wort von der „Erörterung“ ernst, die in der metaphysischen Erörterung von gegebenen Begriffen – und nur von Begriffen – ausgeht, dann eröffnet sich eine der Reflexion der Urteilskraft zugehörende Lösung, in der die Begriffe als Topoi je als solche genommen und an den Ort gesetzt werden, an dem sie unverwechselbar das bedeuten, was sie allein bedeuten können, und durch keinen anderen Begriff zureichend ersetzt werden können.
Anfang 2019 wurde die im Herbst 2018 mit den Tagungen in Heiligenkreuz und Basel begonnenen Korrespondenzen fortgesetzt.
Mit Prof. Gunnar Hinrichs, mit dem wie in Heiligenkreuz sprechen konnten, waren wir uns einig, dass die noch mangelnde Ausarbeitung einer „polygonalen Begründungsstruktur“ angegangen werden muss und kooperativ zu bewerkstelligen ist. Ausgehend von Fichtes Ansatz:
Einen Begriff wissenschaftlich erörtern (...) nenne ich das, wenn man den Ort desselben im System der menschlichen Wissenschaften überhaupt angibt, d.i. zeigt, welcher Begriff ihm seine Stelle bestimme, und welchem anderen sie durch ihn bestimmt werde. (Über den Begriff der Wissenschaftslehre 1794)
haben wir das von Fichte als Grundlegung gesuchte Strukturgesetz der Identitätsform von Ideenbegriffen weiter untersucht und Begründungswege für das Verfahren der reflexiven Einteilungen entworfen, durch die sich die Orte der Begriffe bestimmen, die etwas je als es selbst bedeuten.