Konstellation und Verflechtung
Zum Verhältnis von Kunst und Philosophie in der Theologie der Schöpfung
chrè tò légein te noein te ...1
Es brauchet: das Vorliegenlassen so das In die Acht Nehmen auch ...
Noch auf der Suche, was Denken heißt, begegnete mir jener Satz, jene Übertragung eines Fragments des Parmenides in einem Buch, das sein Fragen nach dem Denken zum Titel hatte. Es stammte von Martin Heidegger, stand in der Bibliothek einer Fachhochschule für Ingenieurwissenschaften, die ich damals absolvierte – und brachte mich, was das Nachdenken über das Denken betraf, auf andere Gedanken,2 – auf keine ganz neuen freilich, aber doch von mir damals noch unentdeckte. Von hier aus konnte sich dann ein Weg formen, der für die eigenen Anstrengungen im Nachdenken und seiner Weise, Erkenntnisse zu eröffnen3, prägend blieb.
Zu einem Denken, das Einsicht suchend sich rückwendet und nach sich selbst fragt, gehört eine Haltung, die ins Ethische hineinreicht, der mit jener Gegenwart, auf die das Vorliegenlassen verweist, das Andenken und die Achtung zugehören, und ohne diese sich zu eigen zu machen, genauer: als ursprünglich eigen wiederzuentdecken, es (das Denken) sich nicht finden (und halten) kann. Das sich Finden aber ist nichts anderes als das „selbst als es selbst“ sein Können – in einem erkennenden Verhalten von Denken, darin das Denken und die mit ihm verbundene Erkenntnis wahrhaft vermocht wird.
Heidegger führte in der erwähnten Vorlesung, die er 1951-52 in Freiburg hielt, die schon etymologisch begründete Nähe von Denken und Danken und seinem Andenken4 aus; – mit Hölderlin könnten wir diese ursprüngliche Verbindung durch die Dichtung wieder aufnehmen. Das sei aber nur vorausweisend auf das noch Ausstehende erinnert.
Die Achtung wird als das in die Acht Nehmen zwar vom Sein her angenommen – das legein und noein im Parmenidesfragment geht auf das eon emmenai, „daß Seiendes sei“, - aber entscheidend bleibt, daß sie eine mit Empfindung verbundene Haltung ist, in der das Denken einem Sein entspricht, das als solches die Würde des Seinkönnens und Seinsollens als den Grund von Achtung einschließt, wo also das Können dem entspricht, was es auch um seiner selbst willen, sein soll.5
1. Fuge und Variation über ‚Ursprung und Idee des Vermögens‘
Schöpfung ist Würdigung des Seins. Sie erfolgt (gibt sich) vom Ursprung her seines Könnens und kann nur gewärtigt werden mit der Gegenwart der Ermöglichung von Vermögen in der Erneuerung der Annahme als Gabe des Selbstseinkönnens. Mit ihr als Ursprung in seiner vergegenwärtigenden Darstellung gründen die Vermögen, je selbst sein zu können. Sie gründen in einer Entsprechung, in der sich das Annehmen der Gabe als das Selbstsein erfüllt, und wahren das Maß des Grundes mit dem sich ihnen, den Vermögen selbst zu sein, zueignenden Ursprung. Und diese Zueignung von Ursprung für das Vermögen, im Seinkönnen eigenen Ursprung zu haben und sich seiner mit der Rückwendung bewußt zu sein, kann nur in der Erneuerung der Annahme der Maßgabe des Grundes angemessen gedacht sein.
Darum ist im Ursprungsverhältnis das Denken ein Danken. Im Dank des Denkens des Ursprungs aber wird mit der Einsicht in das Gute der Gründung auch das Gedächtnis dessen wach, was der Erneuerung zum Guten bedurfte, was zu retten war aus der Not, selbst zu sein, und nur als Zerrüttung und Unvermögen von Vermögen, also widerstreitvoll mitzudenken ist.
Darum ist das Tohuwabohu kein Seiendes vor der Schöpfung, sondern ihr als der Verkehung von oben und unten, mithin dem Unvermögen, sich selbst zu orientieren, entgegen, ist der Ursprung die Rettung aus der Verwirrung, wo der Grund zum Seinkönnen sich in diesem erneuert. Die erneute Annahme als geistiges Handeln der Vernunft wahrt die Gabe der Ermöglichung im Gedenken mit den Vermögen des Selbstseins, zu denen dieses Wahren in sich erneuernder Annahme wesentlich gehört. Darum hat auch der Ursprung kein anderes Sein als in der Gegenwart der Annahme seiner Gabe in Erneuerung und das sich ihm Verdanken gehört zum Selbstseinkönnen als solchem, das mit hin als mit Bewußtsein sidch selbst zu den Vermögen des Seinkönnens in Achtung verhaltend personal verfaßt ist. Die Neuschöpfung ist die Wahrheit der Schöpfung in personaler Dignität (wie es das johanneische Christuswort ausspricht: „ich bin der Weg“, den man gehen, dem man folgen kann, auf dem man gut orientiert ist, „die Wahrheit und das Leben“). Hier wird ein personal geistiges Leben in der Grundlage seiner die Erhaltung bedingenden Orientierungsvermögen als Gabe erneuert, die Weg zu weisen vermag, da sie selbst der Weg ist. Der Dank des Denkens tritt mit dem Ursprung in der Annahme des Maßes des Grundes als Neuschöpfung in die Gegenwart der Entsprechung und nimmt Kurs aus der Bestimmbarkeit eines zeitlichen Verhältnisses heraus.
Dazu erkennen wir uns im Verhalten des Denkens bestimmt, wo wir uns in der Wendung zum Ursprung – durchaus mit Anselm – dem per se widmen, das in der Grundgabe nicht selbst von Gründen und ihren Bestimmungen abhängt, die es nicht selbst ist und als sein Wesen, seine Washeit zu erkennen gibt. Alles Geschaffene, das Ursprung zu eigen hat, ist darum durch das, was ganz durch sich selbst ist, was es ist, (per se esse quod), aber weder gleichsam aus ihm geflossen, noch aus einem anderen vorgängigen Stoffe oder Materie gemacht. Vielmehr muß der Ursprung für alles, was als mit Gründen geworden bewußt sein, ein Grundverhältnis zum „per se esse quod“ (durch das wier nun den göttlichen Ursprung als Grund umschreiben können) haben, darin es die Ermöglichung seines Seinkönnens wahrt. Auf bedeutsame, das Denken herausfordernde Weise, ist diese Unterscheidung von per se gegenüber einem ex aliud im spekulativ anmutenden Gedanken der creatio ex nihilo verankert. Wie sich mit Anselm für das Schöpfungsdenken zeigt, nimmt das Nichts die Charakteristike der Gefährdung und Verunmöglichung ovn Selbstseinkönnen an, das nun auf entscheidend unterscheidende Weise gegenüber der Bedrohung seines Vermögens in den Schöpfungsakten mit nicht geringer geistiger Mühe überwunden wird. Im Grundverhältnis seines Ursprungs denken wir ein Geschöpfliches, das für seine Vermögen (und diesen als Zweck) mit dem Grund in Erneuerung ein Maß erhält, das Orientierung für das Selbstsein in Entsprechung gewährt.
Die creatio ex nihilo ist, wo sie Gegenwart wird, Figur der Rettung und ihrer Bestimmungsgründe als göttlich ursprünglich geben der Hoffnung Gestalt.
2. Vernunftempfindung
In Kants Darlegungen der Vernunftvermögen ist die Achtung eine Vernunftempfindung und hat ursprünglichen praktische Bedeutung. Das Praktische des Vernunftverhaltens nimmt mir der Achtung das Unverfügbare in die Acht und unterscheidet sich so von jeder technischen, Mittel für wählbare Zwecke gebrauchenden Handlungsweisen. Was Heidegger als In die Acht Nehmen übersetzt wird im Griechischen durch das NOEIN gesagt, die verbale Form des Nous, also der Vernunft selbst in ihrem vernehmenden Handeln der Einsichtsbildung. Die Noeseis wird ja meist auch als Einsicht übersetzt und ist so auch ganz recht verstanden. Der Nous, die Vermögensform der Noesis aber hat schon im Griechischen wie noch das Deutsche Wort von der Vernunft etwas mit dem Vernehmen zu tun, wie wir es der Nase zuschreiben, also einem durchaus geruchsensiblen Empfinden, das ganz unwillkürlich das Gute vom Schlechten, das Angenehme vom Übel unterscheidet.
Im Gottes- wie im Ideenverhältnis des Ursprungs in der Gegenwart des Andenkens ist die Vernunftempfindung ganz in die Achtung verhalten und vermag keines in dieser Gegenwart teilhabenden Vermögen zu mißachten. Nicht einzelne Handlungen gewähren diese Freiheit von Mißachtung, auch nicht Einzeldinge oder Ereignisse, denen wir ein Sein durch Erfahrung zuerkennen (im Verstand), sondern allein die Vermögen als sich selbst gemäß in Wahrung der Bestimmungsgründe ihrrer Rechtheit (vgl. die Definitionen von Gerechtigkeit und Freiheit bei Anselm), die wir vorerst von der Angemessenheit je des Vermögens in seinem Verhalten selbst als es selbst her verstehen und ihre Wahrung der Aufgabe der Entsprechung in der Erneuerung der Annahme zuordnen. Wie die Einstimmung zwischen den Vermögen, ihre Wechselseitige Ermöglichung in einer Achtungsordnung in die um ihrer selbst willen gewahrte Rechtheit und mithin in die Verhaltensweise von Freiheit in Gerechtigkeit als das Handeln der Vernunft eingeht, das soll mit der Beachtung auch der Selbstzweckhaftigkeit der Vermögen im Folgenden weiter bedacht und die Strukturzusammenhänge der Anselmischen Problemstellungen so erschlossen werden.
3. Achtungsordnung
Ein Sein von Vermögen in Unvermögen ist nur widerstreitvoll zu denken und bringt selbst die Not zum Ausdruck, die das Denken lehrt, mit der Wendung zum Ursprung als dem eigenen, das Tohuwabohu, die Verkehrung von Oben und Unten, den Abgrund, das Chaos in eine Ordnung zu bringen6. Solches sich selbst Widerstreiten im Verhalten als Vermögen ist nur möglich, wenn die Vermögen je als solche nur durch eine Einheit sie selbst sein können, darin sie einander achtend in einer Ordnung so sein können, daß sie zusammen bestehen können.7 Wie stellen uns diese Achtungsordnung als eine Kooperation vor, darin ein jedes aus der für es ursprünglichen Verbindung allererst es selbst sein kann. Darum ist ein jedes nur Zweck an sich selbst, wenn es zugleich jedes der Vermögen, denen es verbunden ist, zum Zweck nehmen kann, mithin in seinem Verhalten zugleich diesem dient. Darum ist die Würde der Vermögen mit dem Zweck an sich selbst, darin es in gewisser Weise die gemeinschaftliche Ordnung beherrscht, weil alle auf es als Zweck zugeordnet sein können müssen, zugleich eine des Dienstes am Zwecksein auch aller anderen. Das Denken kann diesem Selbstzweckhaften der Würde der Vermögen nur im Wechsel von Herrschen und Dienen entsprechen und muß es in einem Prozess für das Selbstbewußtsein des Seinkönnens im Wahren des Ursprungs einbilden und dieser Ordnungsprozess kann nur der Unordnugn entgegen stattfinden und trägt ein Zeitliches Verhalten im Handlen in das Unzeitliche der Gegenwart ein. Umgekehrt erhält so das Ewige der Ursprungsordnung, und das berührt die Schönheit im Hervorgehenden, eine zeitliche Dimension aus der Verantwortung der Gegenwartsgeltung der ursprünglichen Ideen für die Erscheinung im selbstbewußten Handeln von uns je als einzelnen. Wir aber sind damit in allem Selbstbewußtsein unseres Vermögens, selbst sein zu können, mithin im Bewußtsein als Personen, eingebunden in die Fürsorge für die Ordnung der Vermögen der Seele als einer geistigen, einer noetischen Aufgabe, in der wir trotz aller Verwirrung teilhaben an einer auf die Gemeinschaftlichkeit bezogenen Entsprechung, darin wir uns der Ebenbildlichkeit in der Würde der geistigen Vermögne der Seele so wieder verdanken können, daß wir das Unwürdige zu seiner Wendung, wieder allgemein geachtet sein zu können, tragen.
Die Gegenwart der Ebenbildlichkeit hat im Ursrpungsverhätlnis für die Erneuerung im Dank als Bestimmung des Denkens mit der Freiheit in der Verpflichtugn der Wahrung ihrer Vermögne sowohl teil an der Gerechtigkeit als Maß und Grund, auf daß ein jedes das Seien zu tun vermöge, als auch an der Schönheit einer Ordnung, darin dieses Zusammenstimmen sich ursprünglich wie von selbst ergibt, in zweckloser Zweckmäßigkeit, ohne Gegenstandsverfügung, dort, wo die Vermögen sich des Maßes erinnern, das sie nun im Austrag ihres Widerstreits der Unordnung entgegen sich wie allen und untereinander zu Erinnerung bringen und allein darin sich die Begriffe und Einsichten bilden, im Vernehmen der Ursprungsordnugn als sich erneuernder Entwurf. Darum ist kein Gedanke, keine Darstellung von ursprünglicher Schönheit möglich, der nicht im Verhältnis zur Güte dem Widerstreit streitfähig wirksam entgegensteht.
Wir halten fest: Vermögen ist je Einheit von Vermögen, sonst ist Verwirrung ihres Verhaltens im Widerstreit ihres Könnens nicht möglich. Die Ideen, da sie in der Erneuerung der Verhaltensbestimmung von Vermögen für deren Bildung Orientierung sind und geben ( und das nur in Werken, die nie nur Werk eines Vermögens sein können, sondern je deren Zusammenwirken repräsentieren, das sich erst mit dem Werk überhaupt auseinandersetzen, analytisch betrachten läßt8), können darum auch nicht anders gedacht sein und wieder zur Geltung gebraucht werden, als in einer für die Einheit der Vermögen erkennbar werdenden Ideeneinheit. Diese aber wird als Geist im Arbeitsprozess der Ordnung als Erneuerung des einander Achtens nur mit jenem Wechsel von Herrschaft und Dienst, Platon sagt, im Gehen von Form zu Form, von Gestalt zu Gestalt, von Haltung zu Haltung, darin je eines im Begriff einer Idee als Bedingugn dem Unbedingten eine Gestalt, eine Begriffsbestimmung und so einen Ort im Gedächtnis gibt, vergegenwärtigbar und erhält die Darstellungsform eine unser Verhalte im Wechsel der Zweckmäßigkeiten leitenden Verflechtung. In Anselms Werken findet sich solcher Arbeitscharakter der Bildung der Entsprechung, die Wege des Mitgehens zur je mit eigener Eisnicht sich bildenden geistigen Vermögen gewährt. Damit überwinden die Werkstrukturen des erkennenden Denkens bei Anselm die nur strukturformale Entsprechung von göttlichem und menschlichem Geist in Augustinus „de trinitate“, dessen Ternar von intellektuell noetischem, liebendem und gedenkendem Verhalten bei Anselm ganz in platonischem Geist in eine Ideenordnung der Vermögensführung transformiert wird, die ein Dynamik selbstverantworteter Bildung freisetzt.
Gleichwohl bedürfen wir, um uns auch für die Bildung orientieren und die Ordnung in ihre Ordnungskraft der Neuorientierung gewahren zu können, einer bildlichen Struktur für Begriff und Gedächtnsi der Ideenführung im Vermögensverhalten. (Das Bildliche als solches ist nun mit Scheinhaftem behaftet, steht der Wahrheit entgegen, bedingt aber das Habenkönnen von Wahrem in Erfahrung und Erkenntnis, da sonst keine Unterscheidung von Irrtum und kein Prozess des sich befreiens von Verfehlungen möglich wäre. Wir halten so die Freiheit im Gedächtnis ihrer Gerechtigkeitsbedingungen in der Achtung der Vernunft auf die Wahrheit als befreiende hin uns im Bewußtsein.
4. Bild und Konstellation
Das Bild, ohne das wir keine Vorstellung, keine Bestimmtheit ursprünglicher Ordnung9 haben, ist das Ebenbildliche im sich ordnenden Prozess der Bildung von Orientierung im Vermögensverhalten, das in der Gegenwart seines personalen Selbstbewußtseins die Ursprungsordnung der sich in Maß und Grund gebenden Ideen gleich dem gestirten Himmel über sich hat. Walter Benjamin hat dieses nur einem geistigen Bildungsprozess der Seele korrespondierenden Bild als das von der Konstellation der Ideen geprägt. In der erkenntnistkritischen Vorrede zum „Ursprung des deutschen Trauerspiels“ heißt es: „Die Ideen sind ewige Konstellationen und indem die Elemente als Punkte in derartigen Konstellationen erfaßt werden, sind die Phänomene aufgeteilt und gerettet zugleich.“ (GS I,1 S. 215)
Was hier Phänomen allein heißen kann, sind Erscheinungen der Ideen und diese bedürfen mit der Schönheit der Ursprungsordnung der Struktur von Werken des Geistes in ihrer Fürsorge für die Seele, deren Vermögen in ihren wiederbelebend in den Anspruch genommen ist. Die Erscheinung von Ideen ist für die Würdigung der Vermögen auf Darstellung verwiesen, sei kommen nur mit dem Verweis durch Darstellungen zu einer Erscheinung im das Grundverhältnis seiner Vermögen reflektierenden Bewußtsein.
Walter Benjamin beginnt die Vorrede zu seinem Trauerspielbuch mit dem oft zitierten Wort: „ Es ist dem philosophischen Schrifttum eigen, mit jeder Wendung von neuem vor der Frage der Darstellung zu stehen.“ (ebda. S. 207. Wir dürfen bei diesen Wendungen durchaus an die mehrfachen Wendungen im Ursprungsverhältnis zur Erneuerung der Annahme denken.)
Wie die Darstellung der Ideen in Konstellation und Verflechtung durch das Bildliche der sich zugleich in ihrer Scheinbildung bewußt machenden Konstruktion zur Annahme in Erneuerung des sich mit Vernunftbegriffen zur Achtugn im Empfinden orientierenden Vermögen gehört, dem können wir zunächts noch mit einigen Verweisen von Walter Benjamin her nachgehen.
Eine Nennung der Ideen durch ihre Begriffe erfolgt in de Rückwendung nicht mehr primär und getragen durch die urteilsverbindungen des Verstandes, die als Strukturmodell der Ordnung Ober- und Unterbegriffe braucht, sondern mit dem Festhalten je eines Vermögens oder Verhaltens selbst als es selbst durch den Begriff seiner Idee an je genau nur einem Ort als Ort ihres wie seines Gedenkens (der Idee des Vermögens wird am Ort des Vermögens selbst gedacht: in Bestimmtheit derselbe Begriff, aber als Begriffe von Ideen und Vermögen einander entgegengesetzt). In Begriffen der Vermögen als Ideen repräsentieren sie deren ursprünglich Würdigung in der Achtungsordnung, aber so, daß diese allein im Vernehmen der Selbstverpflichtung zur Widerherstellung der Ordnung im Austrag des mit der Entgegensetzung von Idee und Vermögen aufgenommenen Widerstreits angenommen sein und im Denken geltend gemacht werden kann. Als Begriffe in Vernunft tragen sie für das Grundverhältnis im Gedenken das Maßgebliche in Urteilskraft und führen im Bild das Unverrückbare des Ewigen mit sich, haben in ihrer Würdebedeutung eine empfindungsfähige Aura oder Magie des Heiligen, Göttlichen. ohne das die Begriffe von Ideen keine Kraft und Maßgabe für die Orientierung des Geistes in und durch sie auszustrahlten vermöchten.
„Platons Ideen sind im Grunde ... nichts als vergöttlichte Worte und Wortbegriffe.“ (216) „Wie die Ideen intentionslos im Benennen sich geben, so haben sie in philosophischer Kontemplation sich zu erneuern. In dieser Erneuerung stellt das ursrpüngliche Vernehmen der Worte sich wieder her.“ (217) .
„Jede Idee ist eine Sonne und verhält sich zu ihresgleichen wie eben Sonnen zueinander sich verhalten. Das tönende Verhältnis solcher Wesenheiten ist die Wahrheit. Deren benannte Vielheit ist zählbar.“ Sie führen „ein von den Gegenständen und ihren Beschaffenheiten toto coelo verschiedenes Leben“ ...“deren Zahl“ ist „gezählt und von denen jede einzelne an dem ihr zukommenden Orte ihrer Welt mühsam zu suchen ist“. (218)
„Der Stab von Begriffen, welcher dem Darstellen einer Idee dient, vergegenwärtigt sie als Konfiguration von jenen.“ (214)
Dementsprechend ist es Aufgabe der Kunst in der philosophischen Darstellung, den Ideen durch ihre Begriffe in Stellvertretung jenen Ort zu geben, darin sie für das Denken mit Begriffen deren Gebrauch eine diesen ordnende Orientierung gewähren.
5. Schöpfung in der Darstellung
Martin Buber überträgt die uns allen vertraute Schöpfungserzählung der Genesis mit folgenden, dem Gehalt des Hebräischen sehr aufmerksam folgenden, ihre bedeutsamen Valenzen heraushebenden Worte:
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal.
Finsternis über Urwirbels Antlitz.
Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.
Gott sprach. Licht werde! Licht ward.
Wenden wir uns zurück auf den Ursprung, vergegenwärtigen wir, wovon uns die Ursprungsgabe gerettet hat. Gott kann als der, der das Gute schafft (und sah, daß es gut war: das Licht) nicht selbst die Verwirrung gestiftet haben. Dies und somit die rückwendend vergegenwärtigende Teilhabe an der Verwirrung ist in der singend gedenkenden Vergegenwärtigung des Ursprungs durch die Schöpfungserzählung als eigene Schuld im Denken anzunehmen, die der Geist der Verwirrung in der Verkehrung von Oben und Unten auf das sich erst zu bilden bestimme Gesicht der Erde hin mit uns austrägt. (Paradieserzählung vom Fall schließt an die Schöpfungsgschichte an, expliziert das, wovon der Schöpfergeist dem Tohumwabohu gegenüber erlöst). Lichtwerdung mit den folgenden Unterscheidungen, gewährt Orientierung, Es ist ein Orientierungslicht im Selbstbewußtwerden des gerechtfertigen, gewürdigten Seinkönnens.
„Gott schuf den Menschen in seinem Bilde,
im Bilder Gottes schuf er ihn,
männlich, weiblich schuf er sie.
Fruchtet und mehrt euch und füllet die Erde und bemächtigt euch ihrer!“
Würde ist in ihrer anfänglichen Einsetzung mit Herrschaft verbunden: in der Gründung liegt mit ihrer Bestimmung darum schon die weitere Gefährdung.
Der Gefahren der Erdberrschung entgegenzuwirken ist die Gott entsprechende Würde darum auch als Würde des Dienstes bestimmt. „Ich bin gekommen zu dienen“, lesen wir in den Evangelien, den Botschaften des Neuen, des erneuerten Bundes. Das Göttliche muß auch in der Würdigung das Rettende, der Erlöser sein: die Herrschaftsbestimmung in der Ursprungsgabe bedarf der Erneuerung im Wechsel des Dienstes und darin erhält die Herrschaftsbestimmung ein Widerstreithaftes, wenn sie für sich genommen wird. Interessanterweise nimmt dies die früher entsandene Paradieserzählung mit dem Auftrag zu Pflege, zur Hut der Lebenswelt ... als eines Gartens auf: die (priesterschaftliche) Schöpfungsgeschichte von Gn 1-24a denkt dagegen den Menschen in Bestimmung zur Vermehrung und Aneignung schon außerhalb des Paradieses !).
In thetischer Weise dürfen wir sagen: Die Ideeneinheit des schöpferischen Geistes schließt im Andenken des Ursprungs zur Erneuerung der Vermögensgemäßheit den Austrag des Widerstreits und die Übernahme von Schuld ein. Gottes Geist über urwirbels Antlitz kann nur mit Verstand in Vernunft gedacht werden, wenn wir denkend gegenwärtig an dieser Mühe und Arbeit teilnehmen; umgkehrt kann nur so im Selbstbewußtsein sich verpflichtender Teilhabe am Austrag als eines Befreienden das schöpfersiche Wirken als ursprünglich rettend und in Güte der Grundlegung des Seinkönnens in Rechtfertigung des Daseins dienend (für ein Dasein als eines In der Welt Seins, nicht als Bestimmung zur Weltflucht; darum ist augustinische Theologie nur mit der Anselmschne Transformation im Ursprungsverhältnis von Welt und Seele zu retten.)
6. Teilhabebedingungen der Reflexion in der cratio ex nihilo
Im 1 Kapitel des Proslogion ist Anselm mit dem Gedenken des Ursprungs durch Gott zugleich der Verfehlung eingedenk, die ihm schon in der Anforderung Gott gegenüber gegenwärtig wird.
„Du hast mich erschaffen und wiederhergestellt und all meine Güte hast Du mir zuteil werden lassen.“ Dieses Bewußtsein eines Schöpfungsverhältnisses, in dem das Zuteilgewordensein gegenwärtig ist, die Zueignung von Vermögen des Lebens der Seele und des Geistes, spannt den Rahmen der Verhältnisbestimmungen aus, in der ein Gottesgedanke überhapt sich entfalten kann, und deren Bestimmungen alle im aliquid quo maius umfaßt und zu erkennen gefordert werden, denn es geht letztlich um die Entsprechung der Seele im Ganzen und um die Ordnung ihrer Vermögen. Wohl geformt endet ja die Anrede mit der Erinnerung an das Höre Israel (Dt. 6,5), wie es das Lukasevangelium aufnimmt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken.“ (Lk 10,27).
Die Weise seines Suchens ist aber selbst von Verwirrung geschlagen: „Ich suchte Gutes – und siehe Verwirrung!
Daß wir im Schöpfungsverhältnis einer Schuld, einer Verfehlung so eingedenk sein müssen, daß wir sie als eigene übernehmen, weder Gott noch der List einer Fremden vom Felde noch unseren Vorvätern und Müttern zuschieben dürfen, das wahren wir auch mit der Rücksicht auf das Göttliche als per se ipsum, das nicht von anderem abhängig ist, in seiner Unbedingtheit aber nur mit dem Gefüge der einander bedingenden Grund- und Maßgaben unseres Seinkönnens in Entsprechung denkbar werden. Ein Denken Gottes als Schöpfergeist, das ein vernehmendes Erkennen zur Grundlage und Ermöglichung haben muß.
Aus Nichts gemacht, kann nur heißen, nicht aus etwas. Anselm gibt für den Gedanken einr Analogie zu Geschehnissen der Verbesserung, Berichtigung und Heilung mit einem Zeitverhältnis für eine Seinsweise an, die ohne Seele gar nicht der Unterscheidung von Unselbstgemäßheit und Gemäßheit für sich fähig wäre. So wird der Schöpfungsgedanke mit dem ex nihilo an eine vorzugsentscheidende Beurteilung in Selbstverhältnissen gebunden. Zugleich sind wir an Strukturen jener Schöpfungsdarstellungen erinnert, die regelmäßig mit jenem „als noch nicht war“ anheben.
Das Nichts, aus dem etwas durch den Schöpfergeist hat werden können, ist nicht etwas, aber mit dem in der Rückwendung unabtrennbaren Verhältnis zu etwas in seiner Washeit, das bereits als es selbst sein zu Können als Wirklichkeit gedacht ist, wird das Nichts als dessen Nichtseinkönnen „bestimmt“. Das Nichts kann nur als Nichtsein von etwas im Hinblick darauf gedacht werden, daß etwas geworden ist, was es ist, und das, was durch sich schafft und hat werden lassen, ist gar nicht anderes als im Begründen und das dem sein Maß Geben anzunehmen, was als es selbst in Washeit hat geworden sein können. Mit diesem Bezug der Schöpferkraft auf das Selbstseinkönnen von etwas als ursprüngliche Gabe kann dessen Nichtsein nur als sich auflösend gedacht, das Denken des Ursprungs erkennt sich im Mitvollzug, ja als Mitsprechen des schöpferischen Worts im Geist. Der Gedanke an den Ursprung von etwas vollzieht im Nachvollzug die Schöpfung mit und sein Denken in Begriffen nimmt die Bestimmung der Kraft des Schöpfergeistes zur Ermöglichung des Selbstseinkönnens dem Nichtseinkönnen entgegen als für sein eigenes Denkvermögen im Ursprungsverhältnis grundlegend auf.
Das „Nichts“, aus dem nur gegen es geschaffen werden kann, ist also kein Zustand, kein irgend situierbares „Sein von Nichts“, dessen Vorstellung ja in die Aporien führt, wie sie seit dem Lehrgedicht des Parmenides und Platons methodische Reflexionen im Sophistes erkennbar geworden sind. Da aber in jedem Gedanken an nichts dem Nichtsein ein Sein zugedacht und dem in keinem Denken zu entgehen ist, rechtfertigt der Sophistes gegenüber der Weisung des Parmenides die Rede vom Sein des Nichtseienden, weist diesem aber durchaus wiederum im Sinne der parmenideischen Warnung einen Ort in der Scheinbildung und den Einbildungen in Rede und Urteilen an, ohne den es keine Möglichkeit des Irrtums und ohne diesen keine Wahrheitsfähigkeit in den Urteilen (Logoi) gäbe.
Das Sein des Nichtseins kann uns nur gegeben sein mit einem Bild, das darstellend ist, und umgekehrt gibt es kein Bild ohne ein Sein von Nichtsein, das also nicht irgendwie teilhätte an einem Schein von Erscheinung.10
Anselm vergleicht, ohne daß er sich auf diese Bildungsgeschichte philosophischer Einsicht direkt beziehen könnte, doch ganz im Sinne des platonischen Werks zur Methode der Prinzipien- und Ideenerkenntnis das Nichts, aus dem etwas nur durch das per se eines göttlich-geistigen Wirkens hat geworden sein können mit einer Krankheit, einem Mangel oder Widerstreit im Selbstsein, das nicht selbst sein kann, was es ist und gemäß der ursprünglichen ratio nur als es selbst sein kann, wenn es in seinem Wassein nur eingebildet und selbst ohne Selbstseinkönnen wäre. Die Gedanken Gottes in einer Zeit vor der Erschaffung von beseelten, ihres Ursprungs zu gedenken fähigen Wesen können als keine anderen angenommen oder geglaubt werden als die in zeitloser Schaffenskraft (im Nu) das Seinkönnen in Angemessenheit ermöglichend. Ursprung ist darum Rettung und Heilung, ist als solcher Erneuerung des jenem Ur-Bild Gemäßseins, das selbst kein Bild (von etwas) ist.
Die Schöpfungsdarstellung ist nicht nur bildhaft, sondern als eikos logos, als bildhaft erkennendes Denken repräsentiert sie die Güte des Ausgangs aus Unheil und Widerstreit des Nichtseinkönnen von als seiend in Wirkung schon in Anspruch genommen und muß dem Wort, dem Mitsprechen im Bild eine Wirkung zuerkennen, muß von sich als Darstellung glauben, daß es mitwirkt in de schöpfersichen Erneuerung. Auch die Schöpfungsgeschichte von Genesis 1 ist nicht so zu deuten, daß sie die Erschaffung von Welt im physikalischen Sinne zum Gegenstand hätte, so kann es keine Konkurrenz zur Naturwissenschaft geben; zu Kunst und Dichtung aber auch nicht, denn der uns in Erneuerung der Zueignung von Ursprung als göttlich vernehmbare Geist läßt uns in bildnersichem Denken dichterisch einwohnen in geschichtlicher Welt, da wir in ihm zugleich uns in die Verantwortung gerufen sehen.
Alles Geschaffenseiende kann in seinem Ursprungsverhältnis für das sich entsprechende Wassein gar nicht anders denn als beseelt gedacht und als im Geist der Kräfte des Ursprungs teilhaftig erachtet werden. Denn nur das beseelte kann in seinem Geist sich selbst ungemäß und der Erneurung des Ursprungs als Gabe bedürftig sein. Es ist darum überhaupt keine Schöpfung der Dinge denkbar, die nicht als geistige Kraft Ursprung der Seele wäre, der als Erneuerung des Beseelten mit dem Verhalten zu einander auch ihre Verhältnisse zu den unbeseelten Dingen in eine schöne Ordnung brächte. Jede Wendung auf den Ursprung von etwas bedeutet für die Seele eine Selbstbesinnung auf all ihre Kräfte, die nicht alle zugleich und auf gleiche Weise an der ihr Wassein erneuernden Ursprungseinsicht teilhaben.
Damit sind wie in theologischer Reflexion mit Anselm wieder zurückgekehrt zur Wechselseitigkeit des sich Ermöglichens und Bedingens von Vermögen der Seele und ihrer geistigen Orientierung in der Verflechtung durch die Konstellation von Ideen.
Schöpferische Kraft des Geistes ist Kunst in Liebe zur Weisheit und Schönheit, keine Kunst aber, die durch ein vorgängiges Konzept geleitet wird, sondern deren Idee sich in der Werkbildung erst vernehmbar machen kann.
Lassen sie mich noch ein weiteres Argument anfügen, das das kunstvoll Dichterische im Vernehmen der Ideen in göttlichem Wort mit der philosophischen als ursprünglicher Einsicht verbindet
Die Seele selbst als die „eine“ gibt es nicht; und die vielen, die eine Seele haben, haben sie weder als ein Ding noch als eine Zusammensetzung aus Kräften, die jemand haben oder auch nicht haben kann, die wir besitzen oder weggeben könnten. Die Wechselseitigkeit ergibt sich im Denken des Ursprungs als ein Teilhaben an erneuerndem Geist, nicht als ein Tausch, nicht aus einem Vertrag, sondern in Stellvertretung einer Allgemeinheit, die eine Achtungsgemeinschaft der als ursprünglich gemäß dem Schöpfergeist Gewürdigten gründet und so selbst je erneuernd und den Geist der Einheit belebend mitwirkt.
Die Seele muß sich um „ich“ zu sich sagen können, als Person verhalten und als geachtet und in ihren Verantwortung- und Stellvertretungsfähigkeiten anerkannt erfahren können; es ist Seele selbst darum nur mit Gemeinschaft von Seelen aus einem sich anmessend erneuernden Zusammenstimmen ihrer Vermögen je im einzelnen, das darum die Seinsweise als Person zuerkannt werden darf.
Mit der Abwendung von Vorstellungen eines technischen Verstandes für den Gedanken an den schöpferischen Geist, wird auch das Sein Gott in seiner Weise, Schöpfer zu sein, als ein sich Geben angenommen, das sich in einem berührend beseelenden Sprechen selbst gibt.
Das Personale als Vereinigung der Vermögen: darum kann die Einheit der Ideen als Geist nicht apersonal gedacht werden; das Personsein aber nicht außerhalb des Verhaltens zu und zwischen Personen in Gabe und Annahme, nicht ohne Ursprungsverhältnis, das keine Über- und Unterordnung begründet, sondern allein in der Teilnahme zur Erneuerung der Achtungsordnung gedenkbar ist.
Die Trintität ist denknotwendig für die Einheit des Gedenkens Gottes, nicht einem Denken de deo uno nachgeordnet.
Von Objekten, die als in Wirkungen bestimmt erscheinen, können nur Ursachen der Wirkungserscheinungen gedacht, erschlossen werden, nicht aber Ursprung. Darum gehört der Begriff des Ursprungs als Vernunftbegriff nicht zu den reinen Verstandesbegriffen, die allesamt nur das im Bewußtsein auf Begriffe bringen, was als Gegenstand gegeben sein kann.
Umgekehrt darf das auf das Gesetzliche im Denken des Verstandes, dem Wahrnehmbaren gegenüber bezogene Verhältnis von Ursache und Wirkungen nicht auf Gott selbst und sein Sein als Geist bezogen werden; Gottes Sein und Wesens wird darum auch nicht, wie dies Thomas imme wieder vermeinte, aus seinen „Wirkungen“ erkennbar.
Alle mögliche Antwort auf die Frage nach dem Ursprung der Seele geht, um es zusammenzufassen, weniger auf die Angabe von Eigenschaften und die Beschreibung von Erscheinungen aus, als vielmehr auf eine Erneuerung und Ordnung, eine Anmessung und Berichtigung, auf Rechtfertigung und Heilung der Seelenverfassung. Die Methode in der Ursprungseinsicht kann darum weder eine der Phänomenologie noch der Anthropologie sein. Sie wird sich uns vielmehr als Erkenntnis eigener Art darstellen, mit der sich die Seele in ihren Vermögen des Selbstseinkönnens als ein gemeinschaftliches wiederfindet – und für die die Philosophie als Magd die kritische Reinigung ermöglicht und einfordert, die poetische Kunst aber jenes Medium bereitstellt, die uns ein Andenken im Gedächtnis von Auftrag und Widerstreit wahrt.
7. Allegorie und das Werk des Geistes
Allegorien sind Figurationen von Ideen, die je in einer Konstellation eingestaltet erscheinen und personal typisiert sind. So läßt das Bildwerk Charaktere durchscheinen, deren Haltung und Bestimmung mit Zeichen verbunden ist, die für das Begreiflichwerden der Idee eines Charakters dessen Begriff in der Haltung einige die Typisierung stützende oder spannungsvoll ergänzende Merkmale zuordnen. Obwohl gerade in der Barockmalerei es viele Bildnisse etwa der Allegorie der Gerechtigkeit oder der Wahrheit oder der Eitelkeit gibt oder Allegorien von Herrschaft dargestellt werden, ist keines (der Bilder) nur dem Begriff einer Idee untergeordnet.
Je konzentrierter auf einen Charakter, desto stärker kommen Formelemente der Bildgestaltung zum Tragen und tragen so eine nicht-begriffliche und nicht personal gefaßte Dimension in die nun allegorisch gleichsam nur durchtränkte Bildlichkeit. Überhaupt gibt es nie reine Allegorien, weder in der bildenden oder der darstellenden Kunst noch in der Dichtung. Es ist das Allegorische vielmehr jeweils mehr oder weniger stark in Werken präsent, die in ihrer Poesie und Kunst immer auch auf die Idee des Schönen bezogen symbolische und auch nicht-fiktionale Momente ihrer Strukturen aufweisen.
Allegorien sind Darstellungen und stehen in einem gewissen Gegensatz zum Symbolischen und dem Erscheinenlassen des Schönen in harmonischer Form und (Anmut der) Gestalt. Das Allegorische wird in den darstellenden Künsten nicht von der Intention her erkannt, das Schöne in Schönheit erscheinen zu lassen und vernehmlich zu machen, sondern mit dessen Scheitern. Sie bringt nicht die Schönheit im Schönen zum Ausdruck.
So unterscheidet sie sich in ihrer Darstellungsart von der Erscheinung des Schönen wie vom schönen Schein, sondern bewahrt ein Gedächtnis mit der Idee der Wahrheit, doch ohne sich dem Häßlichen preiszugeben, ohne die Idee der Schönheit zu verleugnen, und arbeitet in der Gedächtnismaterie das Ungute im Unschönen als Katastrophe durch, um ihr als Statthalterin der verletzten, zerrütteten Kultur als Kunst, zu widerstehen. Das Allegorische prägt so den Werkcharakter von Kunst und Dichtung als Gedächtnisse – und es bewerkstelligt dies im Ideenverhalten der in den Werken als Geist verflochtenen und durch sie wiederum aufgerufenen Vermögen. [Alle wahre Kusnt ist so ohne Zweck auf die Bildung der Vermögen in ihrer Einstimmung bezogen, die Selbstzweckhaftigkeit zu tragen, die nie in einem Werk in Vollkommenheit sein, Einseitigjkeit überwunden haben kann. nach dieser Bestimmung gehört das Begriffsschema der Ideen von Vermögen zur Kunst, als einer poietischen Philosophie, gelebte Liebe zur Weisheit in der Arbeit der Bestimmung von Begriffen.]
Das Allegorische in Werken ruft in deren Rezeption und Betrachtung aber Begriffe auf, fordert ihre Verbindung nach Strukturen des Werks in der herausforderung begrifflichen Erkennens und knüpft notwendig Begriffe jener Vermögen ein, die nicht nur als betrachtende herausgefordert sind, sondern viele „Teile“ der geistig einbezogenen Seele betreffen, ohne alle Teile in einer harmonischen Ganzheit zu vereinigen „bewerkstelligen“ zu können. (das Absolute in der Kunst, vgl. Celan)
Die Werke geben uns jeweils den Blick auf Konstellationen von Ideen der Vermögen frei, wie sie in der Formierung eines deutend betrachtenden, mit Empfindungen in wahrnehmungsanaloger Konstruktion arbeitenden Denkens gestalterisch wirksam geworden sind. Die Erschließung aller Ideen ist in Vollständigkeit nur im Verhalten mit und zu den Vermögen in ihren Bedingungsordnungen durch Begriffe möglich, die jeder Vereinseitigung widerstehen, aber die Einheit nur mit dem Gewahrwerden des Widerstreits erhalten können, in den wir denkend durch Begriffe eintreten, die nur im Gebrauch ihre Bedeutung anzeigen können, aber darstellend außer Gebrauch gesetzt sind. Dies bedeutet es, in philosophischer Einsicht durch Vernunfterkenntnis aus Begriffen den Ideen als mit Begriffen von Vermögen bedeutet, einen Ort zu geben (darin sie sich in Bedingungsverhältnissen darstellen). Dies erfordert ein System, das grundlegend Kritik bleibt und darum nur als System der Urteilskraft in Kritik der Vermögen zur Wahrung ihrer Einheit sich darstellen und mitgedacht werden kann. So gibt es die Kriterien seiner Prüfbarkeit, Beurteilbarkeit selbst zu erkennen.
Das Kunstwerk in seinem für es konstitutiv allegorischen Charakter bringt Begriffe von Ideen, die also Ideen von Vermögen einschließen, in eine Verflechtung, die je nur in besonderer Weise und Anstrenung erkenntnisleitend und einsichtsbildend wird (es können darum nie alle zumal erfaßt sein und ein solches Zumal kann auch methodisch nie das Ideal sein von Ideengeltung, da es die Unterscheidung verunmöglicht und den Gabecharakter verstellt, ohne den die Einheit als die der handlungen im Vernehmen keine Identität (der Idee als der von Vermögen) begründen kann. (kein Ursprung ... letzlich auch für die Erkenntns Gottes keine Wesenheit in Bestimmtheit = kein Begriff von Gott)
Werke der Kunst sind selbst ihre Ideen und bilden Kristallisationspunkte von Kultur, weisen durch deren Besonderheit auf ein Allgemeines hinaus, das menschheitlich und göttlich ist, das Unbedingtheit an sich zieht und zur Geltung bringt, ohne das keine partikulare Gemeinschaft als frei mit anderen bestehen kann.
Darum sind Allegorien wie auch die Symbole des Schönen nicht einem Begriff untergeordnet, aber fordern in anderer Weise als die Erkenntnis des Symbolischen, das ja ein Wiedererkennen des Zusammengehörigen ermöglicht und selbst verbindende Funktion ausübt, ein begriffliches Mitdenken an den Grenzen der Symbolisierbarkeit. Das Allegorische macht das Werkhafte des Geistes erkennbar; das Werk als Kunstwerk wird in seiner Geistigkeit faßlich und fordert dafür jeden Betrachter, jeden Vernehmenden in der Rezeption zur Mitarbeit heraus, die darum in sich die Unterscheidung von produktiver und rezeptiver Handlung für sein konstruktives Verhalten im Sehen, das ein Sehenlernen bleibt, erneut und eigens hervorbringen, zu Bewußtsein bringen muß, um seine Stellung und Haltung in Beachtung der Eigenheit des Werks zu wahren, ihm einen Ort im Gedächtniszusammenhang der Rezipienten zu geben, die nun ihrerseits mit den Mitteilungen der Deutungen im Gedächtnis der Werkeigenart (seiner Originalität) eine geschichtliche Dimension ihrer Einheit sich eröffnen, für die das Werk durch Darstellung von Ideen die Mitte des uns verbindenden Gedenkens sein kann.
8. Das Erhabene
Mit seiner Darstellung von Ideen in der Materie des Gedächtnisses, das ein Scheitern von Vollkommenheit in der Wahrung von Wahrheit und Schönheit der Vollendung einschließt, ist die zugleich deutend verfahrende Darstellungsarbeit der Allegorie mit dem Gefühl des Erhabenen verschwistert, das sich mit dem Gewahrwerden der Unfaßlichkeit von Ideen in Begriffsbildern von Erscheinungen einstellt. Das die Sinnlichkeit in ihrem Wahrnehmenkönnen brechende Verwiesenwerden auf das Unsinnliche läßt aber miteins auch dem Verstand in seiner Fassungsart seine Schranken erkennen, die ja auf die Konstruktion von Erscheinung bezogen bleibt. Das Geistige ist als weder mit dem sinnlichen noch dem intellektuellen harmonisch / kompatibel nur vernehmlich, wenn es im Ideenverhältnis der Urteilskraft in der Vernunft das Gefühl eines sich Haltenskönnens durch die Ideen gewährt, denen ein eigenes Vermögensverhalten durchaus entspricht. Es ist also begleitet von der Fähigkeit der Selbstunterscheidung in den Seelenvermögen, das wir ein eigentlich geistiges Vermögen nennen können.
Konstellation von Vermögen – moralisch – Gemeinsinn
Das Erhabene als Gefühl widerfährt uns, wenn wir dem Würdigen begegnen, wenn wir in der Erfahrung des Heiligen die Unantastbarkeit im zurückweichen jedes Verlangens zur Vereinnahmung und aneignenden Umgestaltung preisgeben, der Bestimmungsmacht uns entschlagen, das Scheitern solchen Versuchs im Gedächtnis und zwar so, daß wir einsehen, daß es gut ist, nicht diese Macht über das haben zu wollen, dessen mächtig zu sein es zerstören und jeden Willen zur Macht verkehren würde (in hilflos ans Machstreben gebundene Unmacht).
9. Die Schönheit als Symbol des Sittlichen und die Allegorie des Gemeinsinns (im Geschmacksurteil)
Wenn wir als Ausdruck einer wahren Empfindung sagen, etwas sei schön – mag es ein Werk, ein Ereignis, die Erscheinung eines Dinges, eines Gegenstands sein, dessen Gestalt wir begegnen, einer Handlung im Gefühl der Zusammenstimmung – , dann immer teilen wir ein Gefühl mit in dem Ansinnen, daß es ein jeder wie wir als schön zu empfinden vermag. Dies liegt im sich mitteilenen Ausdruck, und schwingt noch im banalen Ausruf ‚oh, wie ist das schön‘ mit.
Doch bringt sich hier im Ausdruck dieses Geschmacksurteils der Empfindung des Schönen (der Schönheit von ...) ein Gefühl zur Mitteilung, das seine Bestimmung nicht am Objekt durch eine Regel hat und dessen Geltung nicht unabhängig vom wirklichen Mit- und Nachempfinden angenommen und bestätigt werden kann. Auf solches, es zu ermöglichen, sinnt aber die fühlende Beurteilung des Schönen, spannt im Urteilen ihr Ansinnen auf solches hin. Und sofort stellt sich der Reflexion eine Bedingung ein: dem Urteil des Schönen kann nur das von sich her entsprechen und das Ansinnen als ein allgemeines tragen, seine Geltung ermöglichen, wenn etwas als schön so sich zeigt, daß es von allen auch vernommen und mitgefühlt werden kann. So nimmt das Gefühl des Schönseins etwas Schönes aus jeder Privatisierung heraus. Das wahrhaft Schöne, das seinem Beurteilungsempfinden nach die Wahrheit von Schönheit uns gewahren läßt, ist kein Objekt weder der Begierde noch des wissenschaftlichen Verstandes, sondern ergibt sich mit etwas, das nur im Teilhaben an seinem Erscheinen ein Gefühl so hervorruft, daß es auf eine je sich eröffnende, im Anteilnehmen sich vermehrende Weise nur zu eigen werden kann: weil das Schöne nicht sich durch Teilen seiner Erfahrung vermindert, nicht geteilt wird in der Teilung, unterscheidet es sich vom Körperlichen und hat selbst Anteil an der unräumlichen und unzeitlichen Weise, was es heißt, in Wahrheit schön zu sein. Darum ist das Teihaben am Schönen immer auch ein Teilhaben am Schönen selbst und sein Wahrnehmen also ein Erkennen und ein Wahren im Geiste, das wiederum ein Eröffnen für ein Anteilnehmen muß sein können.
So kann die Liebe selbst schön sein, weil in allem wahrhaften Lieben sich die Liebe mehrt, niemand sie in der Anteilnahme dadurch vermindert, daß er von ihr ein Stück wegnähme: sie ist kein endliches Gut, kein Grund und Boden, um den man sich streitet, keine Resource, die man verknappen kann, indem man sie verbraucht. (Darum wird die Liebe auch im bloßen einander Brauchen verfehlt; ihr zugetan ist vielmehr jenes einander Lassen, von dem Rilke verwoben in die Klage uns ein Wort fast der Ermahnung zugedacht hat.)
In der Figuration wird etwas an den Vermögen der Empfindung, das eine bestimmte Handlungsweise im Erleben der Einstimmung begleitet, als allen Menschen gemeinsam vorausgesetzt, wenn das Gefühl des Schönen zu Bewußtsein kommt und Ausdruck (in der Sprache) erhält. Seine Mitteilbarkeit erfolgt ja auch nicht in einer Privatsprache nur zwischen den Liebenden, sondern gilt für die Liebenden alle, wenn sie so empfindend sprechen. Sie sagen etwas einander zu, das sie in einen Mitteilungsraum einvernimmt, darin sie eines Sinnes mit allen Liebenden sind und sich so „entgrenzt“, so ganz und gar nicht privat fühlen.
Celan brachte dieses Moment in einem Gedicht zum Ausdruck: „wir stehen umschlungen im Fenster, es ist Zeit, daß man weiß“. Es ist ein geistiger Raum des Empfindens, der die Öffentlichkeit trägt, kein körperlicher Exhibitionismus, obwohl ja alle Mitteilung dieser Art auch im Gedicht an einem solchen sich Veröffentlichen partizipiert. Aber diese „Exhibition“ ist längst durch die Gestaltung im empfindungsbeurteilungsreflexiven Geist so strukturiert, daß sie den Gemeinsinn als eines sinnlich-geistigen Sinns herausfordert und sich von einem nur erotisch ein voyeurhaftes Sinnesinteresse weckenden Vorstellung (Selbstdarstellung) unterscheidet.
Das Ansinnen eines Gemeinsinns für alles Fühlenkönnen von Schönem und die Voraussetzung der Gleichheit an Vermögen, die teilhabend sich in dem für die Seele verbinden, was diese zum Ausdruck, daß etwas schön sei, leitet (sie dazu führt, bewegt) gehen so selbst in die Gestaltung von Werken ein, die an der Idee der Schönheit partizipieren und ermöglichen es den ihnen im Geist ihre Seele Begegnenden, ihre Vermögen und ihre Verhaltensorientierung, ihre Erfahrungsfähigkeit so auszubilden, daß ein Gemeinsinn sich in der Tat allgemein bildet und in der Kunst, Dichtung, Musik kulturenübergreifend, kulturendurchgreifend einen Sinn für das Schöne unabhängig von vorgeprägten Regeln und Stilen wachsen und gedeihen läßt.
„Unter dem sensus communis muss man die Idee eines gemeinschaftlichen Sinnes, d.i. eines Beurteilungsvermögens verstehen, welche in seiner Reflexion auf die Vorstellungsart jedes anderen in Gedanken (a priori) Rücksicht nimmt, um gleichsam an die gesamte Menschenvernunft sein Urteil zu halten. […] Man könnte den Geschmack durch sensus communis aestheticus ... bezeichnen.“ (Kant, Kritik der Urteilskraft § 40)
Dieser Sinn partizipiert mithin an Vermögen der Menschen überhaupt, kann diese aber als allen gemeinsamen gerade nur dann annehmen, wenn er sie zur Bildung nicht einer normativen Gleichheit, sondern des Gemeinschaftlichen im Geist und Sinne der Seelen vereinigenden Bedingungsverhältnis herausfordert. So geht in den Gemeinsinn die Übung aus Erfahrung mit jenen Ausdrucksformen in Werkgestalt ein, in den ihrerseits mit der Idee des Schönen das Vermögen des Gemeinsinns als Urteilskraft und ihrer ästhetisch-poetischen Reflexion durch eine Gestaltungskraft eingeht, die selbst Rede an die Menschheit sein will (wie die großen Beethovensymphonien, wie jedes Meisterwerk, das so zum Paradigma eines jeden der Kunstwerk in seiner Gattung wird).
Vermögen werden aber je in einer besonderen Konstellation nur durch je ein Werk in Anspruch genommen. Sowenig es ein absolutes Kunstwerk geben kann, sowenig ist eine Darstellung aller Vermögen als Bedingungen der Schönheit der Werke (des Geistes) in einem Werk möglich. Dieses verweist durch Idee und Geist darum mit dem Band der Vermögen wiederum auf den Gemeinsinn als in geschichtlicher Bildung in Wahrung der Werke und ihrer Erfahrung sich entwickelnd, dem ein kulturelles Gedächtnis in kulturenübergreifender Form zu gehört und innewohnt.
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1 Parmenides, Lehrgedicht, Fr. 6
2 Martin Heidegger, Was heiß Denken? Tübingen 1954
3 Solches Eröffnen von Erkenntnis durch das Denken kann auch ein der Wiedererinnerung verwandtes Einsehen sein, daß Gedachtes in seinem Gehalt auf Erkenntnis beruht, durch die sich Gedanken und Begriffe gebildet haben.
4 „Mnemosyne, die Tochter von Himmel und Erde, wird als Braut des Zeus in neun Nächten die Mutter der Musen, Spiel und Musik, Tanz und Dichtung gehören dem Schoß der Mnemosyne, „der“ Gedächtnis. [als femininum] Offenkundig meint dieses Wort anderes als nur die von der Psychologie feststellbare Fähigkeit, Vergangenes in der Vorstellung zu behalten. Gedächtnis denkt an das Gedachte. (...) Gedächtnis ist die Versammlung des Andenkens. (...) das Andenken an das zu Denkende ist der Quellgrund des Dichtens. Das Dichten ist darum das Gewässer, das bisweilen rückwärts fließt der Quelle zu, zum Denken als Andenken.“ (M. Heidegger, ebenda. S. 7)
„Gedachtes – wo ist es, wo bleibt es? Es braucht das Gedächtnis. Zum Gedachten und seinen Gedanken, zum „Gedanc“ gehört der Dank.“ S. 91 „Der Gedanc sagt soviel wie das Gemüt, der muot, das Herz. Das Denken im Sinne des anfänglich sagenden Wortes „der Gedanc“ ist fast noch ursprünglicher als jenes Denken des Herzens, das Pascal in späteren Jahrhunderten und bereits im Gegenzug gegen das mathematische Denken zurückzugewinnen versuchte. (....) Das Gedächtnis besagt ursprünglich soviel wie An-dacht: das unablässige, gesammelte Bleiben bei ...“ (S. 92)5 Martin Heideggers manchmal etwas eigenwillige, aber doch immer sprechende Übertragungen, geben hier einen Hinweis auf Zusammenhänge, die er selbst nicht ausgelotet hat. Die Achtung war trotz seiner Wanderungen in „halbpoetischem Verstande“ als Vernunftempfindung für ihn kein maßgebendes Thema. Wie eng es mit dem Ideenverhältnis der Vermögen in der Würde als Grund verbunden ist, das konnte Heidegger wohl auch deswegen nicht weiter erschließen, weil er, was mit Platon Idee heißt, vollständig verkannte, ihre paradigmatisch orientierende Kraft nicht zuu würdigen wußte. sie mit einem Gestell verwechselte, das ihm selbst die Wege der sittlichen Einsicht verstellte. (dazu unserer Kritik in Aufnahme ihres Grundlegungsanliegens an den „Beiträgen“). Er blieb wohl doch zu sehr dem Denken des Seins verhaftet, das nicht zu den Ideen als „ursprünglichen Bestimmungsgründen“ zählt, vielmehr bewegt sich das Bedenken von Wesen, Anwesenheit und Dasein in von Ideen abgeleiteten Verhältnissen.
6 vgl. dazu die mehrsinnige Formulierung Adornos, Aufgabe der Kunst sei es, Chaos in die Ordnung zu bringen. (in: Minima Moralia).
7 Das miteinander Bestehen Können macht Kant ja für das Seinkönnen von Freiheit als Recht geltend, in dessen Ordnung einzugehen und so mit dem Recht die Freiheit als solche zu wahren, Pflicht der Vernunft ist – denkbar aber als Pflicht nur jenem „Kriegszustand“ einer Willkür im Verhalten aller gegen alle gegenüber, darin die Freiheit vom Begehren in der Selbsterhaltung der vereinzelten einzelnen bestimmt wird (also die Fiktion eines Zustands des ungeordnet Seins der an sich schon bürgerlichen Natur der Vereinzelten, denen die ursprügnliche Gemeinschaftsbindung ihrer Kultur und Sitte abhanden gekommen ist. - vgl. zur Pflicht, in den bürgerlichen Zustand einzutreten, die nur innerhalb eines Verhaltens zu Rechtsordnungen geltend gemacht werden kann, in Metaphysik der Sitten, Rechtslehre)
8 vgl. dazu das Analytische Verfahren in der KrV im Verhältnis zur Idee des Verstandes als System und den Funktionsvermögen des urteilenden Denkens im „Werk“ des sich aussagenden, darstellenden Urteils.
9 Zum Bildlichen gehört für die Ordnung in Darstellung einer im Bewußtsein erscheinenden Sturktur auch Verhältnisbestimmungen und darin kommen Zahlen schon mit der Anzahl der Orte und der Einteilungen vor, ohne die es kein Maß und keien Vollständigkeit gibt. Erinnert sei an die vom Philebosdialog her unternommene Abgrenzung gegenüber dem apeiron (die nur als Grenze zwischen den Vermögen gelingen kann) und die Aufnahme in der Schöpfungsdrastellung des Timaios, darin es dann heißen kann: „Alles Gute ist schön, das Schöne aber ist nicht ohne Maß.“ (vgl. dazu auch Perpeet). Das Maßgebliche, so haben wir versucht deutlich zu machen, ist nicht von den Zahlverhältnissen her bestimmt, sondern umgekehrt, es müssen sich Zahlverhältnisse ergeben aus den Verfahrensbedingungen der zur Ordnungsarbeit gehörenden reflexiven Einteilungen. Mit der projektiv reflexiven Darstellung erhalten die Zahlverhältnisse aber ihre Funktion im Bildlichen, haben so konstitutiv Anteil an den für das Denken im Ursprungs- und Selbstverhältnis seiner Ideen- und Vermögnsordnung unverzichtbaren Funktionen des Scheins, die eine Wahrheitsarbeit in der reflexiven Erkenntnis des Geistes ermöglichen. - Daß und wie das Scheinbildnerische zur Struktur im Werk des Urteils gehört, darin das Denken sich mit Verstand bewegen muß, das wäre als Bedingung der Wahrheit durch die Irrtumsfähigkeit an Platons Sophistes zu zeigen, darin eine Gemeinschaft von Ideen mit der Einteilung der Vermögen in reflexivem Einsichtsweg verflochten sich zeigen.
10 Ohne dies hier schon ausführen zu können, gibt uns der Werkzusammenhang vom Monologion und seinen Verhältniseinsichten zum Wesen des Göttlichen als Grund und Maß her bis zur Erörterung der Schuldfähigkeit im Fall des Engels den gesamten Spannungsbogen zu erkennen, unter den wir uns in der Wendung auf den Ursprung und das Schöpferiache des Geistes stellen.